Gedenkstein in Hofamt-Priel bei Persenbeug in Niederösterreich.
Text:
Hier wurden
1945 in der
Nacht vom 2. auf
den 3. Mai 230
ungarische jüdische
Männer, Frauen u. Kinder
durch ein deutsches
SS Rollkommando hingerichtet.
In der Chronik ist dieses
Massaker als die
„Bartholomäusnacht“
von Persenbeug eingegangen.
Wir verzeihen, aber vergessen nie!
Text in hebräischer Sprache (Übersetzung):
Im Angedenken an die Märtyrer, die hier während der Shoah getötet wurden
Stifter: Ehepaar Obermedizinalrat DDr. Ernst Fiala und Gertrude Fiala (aus Wien)
Enthüllung am 2. Mai 1993.
Im April 1945 wurden Kolonnen ungarisch-jüdischer ZwangsarbeiterInnen durch das Donautal in Richtung Mauthausen getrieben. NachzüglerInnen, welche das Marschtempo der Transporte aus Lagern in Wien und Niederösterreich nicht mithalten konnten, ließen die Wachmannschaften unterwegs zurück. Etwa 230 Erschöpfte wurden von der Gendarmerie eingesammelt und in einem provisorisch eingerichteten Durchgangslager in Persenbeug interniert.
Als sich aufgrund des Vorrückens der Roten Armee ihre bevorstehende Befreiung abzeichnete, überfiel ein Kommando der Waffen-SS das Lager, trieb die gehfähigen ZwangsarbeiterInnen in eine Talsenke an der Straße zwischen Persenbeug und Hofamt Priel (Langerhofergraben, Hohlweg) und erschoss sie dort. Einige Kranke waren schon in der Unterkunft ermordet worden. Lediglich neun Personen überlebten. Unter den Opfern waren mehr als 20 Kinder. Die Leichen wurden mit Benzin übergossen und sollten verbrannt werden, starker Regen verhinderte dies allerdings. Der Ort des Verbrechens heißt seither „Judengraben“.
In den frühen Morgenstunden des 3. Mai 1945 durchsuchten Volkssturmangehörige die
nicht verbrannten Kleider der Toten nach Wertsachen und Dokumenten, die sie der Gendarmerie
übergaben. Die Opfer wurden in einem Reihengrab auf einem nahe gelegenen Acker
bestattet.
Im Zusammenwirken von Bundesministerium für Inneres, NÖ Landesregierung und Gemeindeverwaltung wurde das Grab eingefasst und 1948 ein Gedenkstein errichtet. 1964 erfolgte auf Wunsch des Grundeigentümers die Exhumierung der sterblichen Überreste und deren Überführung auf den jüdischen Friedhof St. Pölten. Auch der vormalige Gedenkstein wurde dorthin transportiert.
Die Inititiave des Ehepaares Fiala zur Setzung eines neuen Erinnerungszeichens wurde vorerst
vom Grundbesitzer abgelehnt. Auf Vermittlung des Bezirkshauptmanns von Melk konnte
schließlich 1993 dieser Gedenkstein errichtet werden.
Quelle: [
https://www.doew.at/cms/download/6eptg/2_melk.pdf]