Das Bahngleis in der Pacinottistraße in der Bozner Industriezone wird auch als Erinnerungsort erhalten:
Das Gleis in der Pacinottistraße: die Transporte
Zu den Hauptaufgaben des Bozner Lagers gehörte es, Tausende von italienischen Zivilisten in die nördlich der Alpen gelegenen Lager weiter zu befördern. Den gleichen Zweck verfolgten in Italien andere Durchgangslager, zu denen außer Bozen auch die in Fossoli di Carpi (Modena), Borgo San Dalmazzo (Cuneo) und Triest gehörten, das auch als Vernichtungslager fungierte.
Den Zeugenaussagen können wir entnehmen, dass viele der 13 Transporte, mit denen Männer und Frauen aus dem Bozner Lager in die nördlich der Alpen gelegenen NS-Lager befördert wurden, vom Gleis in der Pacinottistraße ausgingen. (Quelle: Stadt Bozen, Falter Historische Stätten und Objekte)
Im Stadtviertel Gries gelegen, stand das "Polizeiliche Durchgangslager Bozen" vom Frühling 1944 bis zum 3. Mai 1945 in Funktion. Hierher wurden vorwiegend Männer, Frauen und Kinder aus Mittel- und Nordwestitalien verbracht. Die Verhaftungen erfolgten zumeist aus "politischen" Gründen (d. h. Partisanen, Streikende, einfach unter Verdacht Stehende) oder - weniger oft - aus "rassischen" Gründen (d. h. Juden, Roma und Sinti) bzw. aus Gründen der sog. "Sippenhaft". In seiner zehnmonatigen Tätigkeit kamen etwa 11.000 Menschen ins Lager. Ein Teil davon wurde mittels 13 Transporten in die NS-Lager jenseits der Alpen verschleppt, nach Mauthausen (5 Transporte), Flossenbürg (3), Dachau (2), Ravensbrück (2) und Auschwitz (1). Wer in Bozen verblieb, wurde zur Zwangsarbeit im KZ oder in dessen Außenlagern gezwungen. (Quelle: Stadt Bozen: "Städte der Erinnerungen" )
Viele Bewohner der Zone der Semirurali bemühten sich, um den Lagerhäftlingen mit Nahrung Hilfe zu leisten oder den Familienangehörigen Nachrichten zukommen zu lassen und setzten dabei oft das eigene Leben aufs Spiel. (Quelle: lageredeportazione.org/binary/lager_deportazione_new/materiali_prodotti_iniziative/LEHRPROJEKT.1168621240.pdf)
© Wolfgang Morscher, Jänner 2013